Was ist Botox?

Botulinumtoxin, auch Botulismustoxin, Botulinustoxin, Botulinum-Neurotoxin (BoNT) oder Botulin, ist ein Sammelbegriff für verschiedene neurotoxische Proteine und allgemein als „das Nervengift“ bekannt. Es wird häufig nur als Botox bezeichnet, wobei es sich allerdings um einen Handelsnamen handelt.

Botox gilt als eines der stärksten bekannten Gifte und zugleich als eine der therapeutisch wirksamsten Substanzen. Bekannt wurde Botox in Zusammenhang mit dem Verzehr verdorbener Nahrungsmittel und dem so genannten Botulismus. Diese Lebensmittelvergiftung wird verursacht durch das Bakterium Clostridium botulinum und trat bereits Anfang des 19. Jahrhunderts in Verbindung mit Wurst und Konservennahrung auf.

Mittlerweile sind mehrere verschiedene Variationen von Botox, so genannte Serotypen, bekannt, wobei in der Medizin hauptsächlich Botulinumtoxin vom Typ A eingesetzt wird. Das Arzneimittel ist heute in zahlreichen Ländern weltweit für verschiedene Indikationen zugelassen. Da Botox die Impulsübertragung vom Nerven auf den Muskel hemmt, wird „Botox“ nicht nur bei neurologischen Bewegungsstörungen, sondern auch bei der Behandlung von Falten sowie bei übermäßigem Schwitzen und Migräne angewandt.

Namensherkunft

Den meisten Menschen ist Botulinumtoxin nur unter dem Namen „Botox“ geläufig. Dabei handelt es sich allerdings um einen geschützten Handelsnamen eines Arzneimittels, das Botulinumtoxin A als Wirkstoff enthält. Botulinumtoxin wird weltweit von verschiedenen Unternehmen hergestellt und unter unterschiedlichen Markennamen vertrieben.

Der Name Botulinumtoxin selbst ist lateinischen Ursprungs, sowohl der Name für das Bakterium als auch für das Toxin: botulus steht dabei für Wurst und toxin für Gift. Die Bezeichnungen „Wurstgift“, im Englischen auch „Sausage Poison“ genannt, haben ihren Ursprung darin, dass früher Lebensmittelvergiftungen in Verbindung mit Botulinumtoxin oftmals mit Wurst oder Wurstkonserven in Zusammenhang gebracht wurden.

Das für die Vergiftung, den Botulismus, verantwortliche Bakterium Clostridium botulinum findet im nichtsauren, sauerstoffarmen Milieu von Wurstkonserven sowie vakuumverpackten Nahrungsmitteln ideale Wachstumsbedingungen vor.

Wirkungsweise von Botox

Botox ist ein Bakterieneiweiß, das die Reizübertragung von Nervenzellen auf den Muskel hemmt, indem es die Ausschüttung eines bestimmten Botenstoffes verhindert. Diese Botenstoffe leiten die Impulse von den Nervenenden an die Muskeln weiter und sind für die Anspannung der Muskulatur verantwortlicht. Abhängig von der Dosierung wird dadurch die Kontraktion des Muskels entweder nur abgeschwächt oder ganz ausgeschaltet.

Im Bereich der ästhetischen Medizin wird Botox zur Behandlung mimischer Falten, die durch Anspannungen der Gesichtsmuskulatur entstehen, eingesetzt. Botox verhindert, dass sich die mimische Muskulatur an den behandelnden Stellen zusammenziehen kann. Das Ergebnis zeigt sich bereits einige Tage nach der Behandlung: Falten glätten sich und die Haut wirkt jugendlicher.

Geschichte von Botox

Die Geschichte von Botox beginnt bereits Anfang des 19. Jahrhundert. Um 1820 wurde der Botulismus vom schwäbischen Arzt Justinus Kerner wissenschaftlich beschrieben und der Wirkungsmechanismus des Botox als Hemmung von Nervenleitungen erkannt. 1822 schlug Kerner vor, den Arzneistoff niedrig dosiert zur Therapie bei nervösen Störungen einzusetzen. Der Begriff „Botox“ selbst geht auf die Mediziner Rupprecht und Müller zurück, die der Vergiftung 1868 ihren Namen verliehen.

Es sollte noch eine Weile dauern, bis das für die Vergiftungen verantwortliche Bakterium vom belgischen Bakteriologen Emile van Ermengem in den Jahren 1895 bis 1897 isoliert werden konnte. Er nannte den Mikroorganismus Bacillus botulinus.

Durchbruch in der Botulinumtoxin-Forschung

Ab 1920 konnten Botulinumtoxine in größeren Mengen gewonnen werden und 1946 gelang in den USA erstmals die Reindarstellung des Toxins vom Typ A, einer bestimmten Unterart von Botulinumtoxin. Auch die Annahme, dass Botox aus zwei unterschiedlichen Proteinketten besteht, konnte bestätigt werden. Drei Jahre später wurde in London die Wirkungsweise nachgewiesen: Botulinumtoxin A hemmt die Absonderung des Botenstoffs Acetylcholin, der für die Erregungsübertragung zwischen Nerv und Muskel verantwortlich ist.

Erstmalige Zulassung von Botox

In den Jahren 1973 bis 1978 wurde Botox an den ersten Patienten in einem von der Food and Drug Administration (FDA, Behörde zur Lebensmittelüberwachung sowie Arzneimittelzulassungsbehörde der USA) zugelassenen Verfahren getestet und 1980 erstmals als Therapie gegen Schielen eingesetzt. In den darauf folgenden Jahren kamen weitere Indikationen wie z.B. Spastik der Gesichts- oder Beinmuskulatur hinzu. Den Falten glättenden Effekt von Botox beschrieben J. und A. Carruthers 1992. Seitdem wird Botox auch im kosmetischen Bereich off-label eingesetzt.

Chemische Zusammensetzung

Botulinumtoxine sind Proteinkomplexe, die sich aus zwei Teilen zusammensetzen: einem Neurotoxin, das eine lähmende (paralytische) Wirkung hat, und einem komplexen, nichttoxischen Hüllprotein, das an die Nervenzellen bindet. Beide Bestandteile sind über eine so genannte Disulfidbrücke miteinander verbunden.

Das Neurotoxin (Nervengift) wird von unterschiedlichen Stämmen des Bakteriums Clostridium botulinum ausgeschieden und ist daher ein Exotoxin (ein von Bakterien abgesonderter Giftstoff). Die Giftwirkung beruht dabei auf der Hemmung von der Signalübertragung von den Nervenzellen.

Unterschieden werden mehrere Untertypen von Botulinumtoxin, wobei bislang die Serotypen A und B in der Medizin Anwendung finden. Botulinumtoxin gehört in die Wirkstoffklasse der Muskelrelaxans.

Botox-Hersteller

Botox wird als Medikament von verschiedenen Firmen hergestellt. Als einer der bekanntesten Hersteller von Botox gilt die US-amerikanische Firma Allergan®, dessen Botox für zahlreiche medizinische und kosmetische Anwendungen zugelassen ist. Unter der Bezeichnung Vistabel vertreibt Allergan® ein weiteres Arzneimittel für kosmetische Behandlungen mit dem Wirkstoff Botulinumtoxin A.

Für medizinische Therapien von Dystonien, Bewegungsstörungen neurologischen Ursprungs, ist unter anderem auch das Präparat Dysport des Unternehmens Ipsen zugelassen. Weiters produziert die Firma Merz unter dem Handelsnamen Xeomin ein Arzneimittel, das ebenso Botulinumtoxin vom Typ A enthält und zur Behandlung von Schiefhals und Lidkrampf eingesetzt wird.

Bei absolut schön kommt Botox® der Firma Allergan® zum Einsatz. Möchten Sie mehr zum eingesetzten Medikament erfahren, händigen wir Ihnen gerne den Beipackzettel aus.

Weblinks

Deutsche Gesellschaft für Ästhetische Botulinumtoxin Therapie (DGBT)
www.dgbt.de

Arbeitskreis Botulinumtoxin der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
www.botulinumtoxin.de

U.S. Food and Drug Administration
www.fda.gov

Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Botulinumtoxin

Botox Cosmetic
www.botoxcosmetic.com

Website der Firma Allergan
www.botox.com

Literatur

Dirk Dressler: Botulinum-Toxin-Therapie. Verlag Thieme, Stuttgart 1995
Boris Sommer, Dorothee Bergfeld, Gerhard Sattler: Botulinumtoxin in der ästhetischen Medizin. Verlag Thieme, Stuttgart 2010 (4. Auflage)